Wir möchten nun weiter Richtung Labrador - so führt uns heute der Weg zum Highway 389. Doch vorher müssen wir noch durch mindestens einen Laden bummeln, denn heute morgen resignieren wir mit unserem Kocher - er ist so billig gemacht, dass er sich bereits auflöst und überall wackelt, wir holen besser noch vor Labrador einen neuen, sonst finden wir keinen mehr. Also nochmals ab zu Canadian Tire auf dieser Seite des Lorenz-Stroms. Abgesehen vom Schrott-Image des Kochers scheint er auch das Gas so richtig zu verpuffen. Das ist schon leer bevor der Kaffee gekocht ist. So leisten wir uns halt nochmals einen, diesmal hoffentlich mit dem besseren Händchen und wir nehmen diesmal nicht den billigsten und schauen in die Schachtel bevor wir zugreifen. Zudem hat es hier auch endlich die kleinste der wieder befüllbaren Gasflaschen und so besorgen wir auch den Adapterschlauch für die grosse Flaschen. Nun müssen wir nicht mehr diese dämlichen kleinen Kartuschen verwenden, die erstens ökologischer Unsinn sind und auch teuer im Gegensatz zu einer Gasflaschenfüllung. Für die 5lb einer Füllung zahlen wir nun je nach Preis so um die 10CAD - vorher für 0.5lb 7CAD... :-/
Nun wir werden schlauer und rüsten uns nun richtig aus.
Auf dem Parkplatz alles ausgepackt, zeigen sich uns Probleme. Was wir erwartet haben, passt auch die kleinste der kanadischen Gasflaschen nicht stehend unter unseren Bank. Nun das ist kein riesiges Problem, da wir beim Kochen die Flasche auch bei offenem Bank aufstellen können. Aber... Schei...e... Der Kocher ist dicker als unser Fach an der Hecktüre!! Wir haben keinen Platz für den Kocher... Übergangslösung finden wir, indem wir ihn offen ins Fach stellen, was eher nicht so optimal für den Kocher ist und auch für unsere Ohren beim Fahren, da es scheppert. Wir müssen aber mal »brain-stormen«, wie dies zu lösen ist.
Los geht es auf den Highway 389 bis Labrador City. Hier durchfahren wir die Provinc Québec - die Fahrt schaffen wir in ca. 3 Tagen und übernachten das erste Mal in der Provinz Labrador an einem Strändchen bei Labrador City.
Die Fahrt verlief bis auf eine "Panne" problemlos - Dodo hat plötzlich wie wahnsinnig gekratzt und gequietscht beim Fahren. Dass da irgendetwas bei den Bremsen schief läuft war schnell klar - doch was? Es hat sich doch tatsächlich ein Steinchen zwischen dem Schutzblech und der Bremsscheibe festgeklemmt. Das muss natürlich heraus operiert werden.
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Der Weg führte uns auch vorbei am Manicouagan Stausee. Wir haben uns eingebildet, per Drohne die spannende Form vom See aufnehmen zu können, denn er ist fast kreisrund auf der Satellitenkarte mit einer grossen Insel. Erst am See klickts bei uns, wie riesig der ist - fast 100km Durchmesser. Wieso ist er rund? Es ist tatsächlich ein Einschlagkrater von einem Asteroiden von vor ca. 214 Millionen Jahren. Früher wurde sogar angenommen, dass dieser Einschlag das Massenaussterben ende Triaszeit zur Folge hatte - Adi hat noch blöd gewitzelt, als wir das Satellitenbild angeschaut haben, sei sicher ein Asteroideneinschlag, der die Dino’s ausgerottet hat. Nun das ist er zwar also nicht, aber knapp daneben mit der Vermutung. Das sogenannte Manicouagan-Ereignis ist eines der drei grössten bekannten Asteroideneinschlägen. Er ist aber einiges älter als das Massenaussterben her ist und somit nicht dafür verantwortlich. Auf dem See liegt die René-Levasseur-Insel, weswegen der See ringförmig auf dem Satellitenbild erscheint. Der See ist aber nicht natürlich entstanden, sondern ein Stausee.
Unser Stellplatz am See bei Labrador City ist trotz der Anflugschneise zum Flughafen sehr ruhig - als dann alle Flugzeuge gelandet waren. Erstaunlich grosse kamen hier an und doch noch einige, bevor es dunkel wurde. Am Morgen wurden wir dann nicht von anfliegenden Flugzeugen geweckt sondern von einer Zug-Hupe. Direkt vor unserem Stellplatz haben wir ein Gleis passiert und da dies ein »ungesicherter« Bahnübergang ohne Warnlichter oder Schranke ist, hupt der Zug hier aus voller Röhre. Wir sind jetzt wach ;-). Dummerweise hält der Zug aber an, genau da, wo wir über’s Gleis sollten. Wir haben nun also keine Eile mehr, denn der Zug ist ewig lang, kein Anfang und kein Ende in Sicht. Nach einem gemütlichen Z’morgä sehen wir aber, dass er sich tatsächlich in Bewegung setzt und wir packen zusammen. Beim passieren des Überganges sehen wir doch glatt das nächtse Zug-Ungetüm heran fahren!! Glück gehabt, dass wir die Lücke erwischt haben! Wir gehen noch beim Visitor Center der Stadt vorbei, da Adi ein Fischerpatent lösen möchte. Die Frau da ist ganz erfreut, dass wir von so weit her bei ihr gelandet sind und zeigt uns ihr ganzes kleines Museum über die Minen in Labrador City. Das Fischerpatent kann Adi hier nicht lösen, dafür sind wir jetzt bestens informiert über die Minen-Entwicklung in der Stadt. Und wir erhalten die Adresse eines Shops, wo das Fischerpatent erhältlich sein sollte. Also noch da vorbei, tanken und dann geht es ab auf den Trans-Labrador-Highway.
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Entlang des Highways übernachten wir einmal zwischen Labrador City und Happy Valley Goose Bay und halten auch mal um die Beine zu vertreten beim Bowdoin Canyon bis zum Hamilton Fall. Bei Happy Valley Goose Bay fahren wir dann noch bis North West River hoch, da hier ein schöner Stellplatz in iOverlander verzeichnet ist, mit Aussicht über das Hinterland von Labrador und den Lake Melville. Und so landen wir auf dem Sunday Hill mit nahezu 360° Aussicht. Dank des Windes der hier geht, ist es auch mit den Mücken aushaltbar und am nächsten Morgen (25.06.) entscheiden wir uns dafür, hier den Küchenumbau in Angriff zu nehmen, der nötig ist, da der Kocher nicht mehr an sein Ort passt. Denn nach wie vor sind wir hier fast mücken-frei!! Und so durchdenken wir alle möglichen Lösungen, wo dieser Kocher hin kann, doch leider kommen wir immer wieder zum Schluss, dass er einfach an diese Hintertür muss, wo auch der bisherige war. Da dieser aber dicker ist wie der bisherige, passt er nicht ins Fach und das Fach können wir nicht so einfach vergrössern, da dann die Türe nicht mehr schliessbar ist, da das Fach an der Bank anstehen würde... komplex, nicht?? Schliesslich finden wir die einzige Lösung die machbar ist, ohne gefühlt den ganzen Innenausbau abändern zu müssen. Der Kocher muss hochkant an die Tür montiert werden, denn so ist er minim weniger dick, da er Füsschen hat, die wir so aus dem Weg haben. Und er passt neben die Sitzfläche der Bank und somit müssen wir nur ein Balken versetzen und etwas vom Deckel der Bank absagen und nicht auch noch die andere Seite der Bank abändern, die halt mit Silikon auf dem Boden verklebt ist, was doof wäre. Ihr könnt nicht folgen, nicht?? :-P Ist nicht schlimm - denn das Problem war hauptsächlich genau das, dass einfach eine Änderung zur nächsten führte und der Kocher nicht ganz so einfach an die Hecktüre von Dodo moniert war, wie wir zuerst dachten. Und so sind wir bis Mitte Nachmittag auf dem Sunday Hill von North West River am Umbauen - haben unterdessen wohl auch fast das ganze Dorf beim Sonntagsausflug gesehen und die dachten sich wohl, was wir hier bewerkstelligen. Zum Glück hat Adi sein Werkzeug umfangreich mitgenommen und so ist nun unsere Küche »kanada-Kocher-konform« umgebaut, die grosse Gasflasche ist auch an Ort und tatsächlich hat der Umbau ein Plus: Wir können nun die Kühlbox auch mit geschlossener Hecktüre öffnen, was vorher nicht ging, da das Fach vom Kocher dies versperrte. Minus: Unser Tisch an der Hecktüre ist rausgeflogen... das ging nicht anders und so müssen wir nun halt immer seitwärts am Auto kochen. Aber wir haben ja eine tolle Markise, die den Kochtisch abdeckt (Regen war sowieso auch an der Hecktüre ein Problem... :-P). So können wir nun sehr gut mit der neuen Küche leben!
Weiter geht es nun am Nachmittag nicht mehr ganz so weit, aber noch ein Stückchen den Highway 510 entlang. Denn bei Happy Valley-Goose Bay endet der Highway 500 und man folgt nun dem 510, welcher ebenfalls zum Trans-Labrador-Highway gehört. Hier zeigen sich uns noch einige Schwarzbären.
Bei der Stellplatzauswahl versagen wir nun zum ersten Mal total. Zwar auf den ersten Blick toll in einer alten Kiesgrube, etwas weg vom Highway. Adi brutzelt hier seine gefangen Fische und soweit alles gut bis zum Abend. Wir haben gehört, dass die Möglichkeit für Polarlichter besteht im Moment und möchten auf bleiben. Und so bin ich unten am Schreiben für die Homepage, Adi ist schon oben im Zelt. Als ich dann hoch gehen möchte, sehe ich schon an der Heckscheibe von Dodo - alles voller Mücken!!! Hunderte und das ist nicht übertrieben. Ich gehe also vorne aus dem Auto (da zum Glück weniger Mücken wegen dem Wind), bin mit Mückenspray bewaffnet und spray mal die Hecktüren ein vom Auto, damit ich noch die Schlafsachen raus bekommen kann. Dann weiter mit dem Mückenspray - das Zelt einnebeln. Auch das geht einigermassen und ich komme ins Zelt, aber doch mit einem grossen Gefolge an Mücken. Die Jagd beginnt! Endlich scheint es uns, dass das Summen abnimmt und wir die Mücken mehr oder weniger ausgerottet haben. Wir gehen schlafen mit einem Wecker in der Nacht, um die Polarlichter zu checken. Den Wecker hätten wir aber nicht gebraucht. Denn die Mücken hier sind »next level«. Der Eingang vom Zelt ist schnell voll besetzt, hunderte sind wieder vor dem Mückennetz, es summt alles... Und leider bleibt es nicht dabei, mit vor dem Mückennetz! Diese Mücken zwängen sich überall durch, sogar zwischen Mückennetz und Zeltplane sehen wir welche, die sich selbst zerquetscht haben, da sie sich so rein gedrückt haben. Und so finden sie natürlich auch die Schlitze im Zelt, wo das Gestänge durch die Plane geht. Und so kommt trotz der Aussrottung im Zelt munter immer mehr Nachschub an Mücken. Irgendwann resignieren wir - alle sind nicht zu »vertätschen«. Also tief in die Schlafsäcke und Kapuze vom Schlafsack über den Kopf. Aber!! Auch das hilft nicht! Die Mücken summen bald auch in den Schlafsäcken. So kommen wir zu herzlich wenig Schlaf in dieser Nacht, dazu leider auch ohne Polarlichter. Am Morgen malen wir uns schon aus, wie wir aus diesem Zelt kommen, ohne diese Herrscharren an Mücken am Eingang nachher alle noch zusätzlich im Zelt zu haben. Aber wenigstens hier kommt eine glückliche Fügung daher. Es kommt Wind auf - und das ziemlich stark. Bald schon fliegt uns fast das Zelt um die Ohren, dafür ist der Eingang vollkommen mückenfrei. Wir schalten noch das Zelt auf Durchzug, öffnen alle Mückengitter und es windet noch so einige Mücken aus dem Zelt. Wir hoffen es waren alle!!! Schnell eingepackt und weg hier.
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Und so kommt es, dass wir schon relativ früh unterwegs sind heute und einige Kilometer fahren bis an die Küste von Labrador. Nach Port Hope Simpson fahren wir vom Highway 510 weg und nehmen den 513’er, welcher uns zum östlichsten befahrbaren Punkt von Nordamerika bringt. Hier sehen wir unsere ersten Eisberge. Wir sind hier an der »iceberg alley«, wo Eisberge von der Arktis bis hierher geschwemmt werden durch die Meeresströmungen. Einige zieht es mit dem St. Lawrence Strom Richtung Québec, wo sie schmelzen und andere schwemmt es noch östlich um Neufundland herum, wo man sie ebenfalls sehen kann. Wir übernachten hier und entscheiden hier nun definitiv, nach Neufundland zu verschiffen, denn es reizt uns, dies auch noch zu erkunden. Hier in Labrador hat die Tundra erst kurz vor der Küste begonnen und die möchten wir noch etwas geniessen. Die Landschaft hier ist einmalig. Auch das Landesinnere mit den weiten Wäldern war beeindruckend, doch die Tundra hier gefällt und doch noch einen Tick besser. Also geht es auf nach Neufundland.
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