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Neufundland/Labrador 29. Juni bis 16. Juli

...oder: wie Dodo’s Kräfte ihn verliessen, Videos auf Abwege geraten sind, Adi’s Fischerrute ihr Leben liess, ein Handy baden ging und ich mich zum Affen...ääääh Apfel machte

Wir fahren zum Hafen in Blanc-Sablon. Da wir spät dran sind, rechnen wir schon damit, dass das Büro für Reservationen/Tickets bereits geschlossen ist und so ist es auch. Wir stellen uns dann aber auf einen kleinen Feldweg gleich um die Ecke beim Hafen und planen einfach möglichst früh im Büro zu sein morgen. Zweieinhalb Stunden vor Abfahrt öffnet es - und da wir auf die 8:00h Fähre möchten, wenn möglich, ist unser Plan also 5:30h im Büro zu sein.

Wir realisieren leider eine Tatsache nicht: Wir sind ja hier an verschiedenen Zeitzonengrenzen und ein Schild weist auch darauf hin, dass hier an der Labradorküste, bereits die Neufundlandzeit verwendet wird, die 30min später als die Atlantic Standard Time hat (MEZ -4.5h). Blanc-Sablon ist wiederum auch schon wieder Québec und nicht mehr Labrador - also alles etwas ein Durcheinander hier. Die Neufundlandzeit haben wir auch ohne Hinweisschild bereits bemerkt, da wir schon von den 30min gelesen haben und unsere Handys an der Labradorküste kurz Empfang hatten und sich brav eingestellt haben. Adi sieht nun aber noch, dass der Zeitunterschied zu der Schweizerzeit keine 30min mehr aufweist und so rechnen wir noch angestrengt - was das bedeutet für die Büroöffnungszeiten? Macht es 30min später oder früher auf als unsere Zeit sagt?? Wir kommen dann zum Schluss: Aaach, egal, auf 30min früher oder später kommt’s sicher nicht an, ob man noch einen Platz bekommt oder nicht. Und so stellen wir den Wecker auf 5:30h - denn wir sind ja fast neben dem Büro.

Morgens aufgestanden sehen wir beim Anziehen die Fähre einlaufen, wir fahren nach vorne ins Büro und wundern uns wie viele Autos schon da stehen!! Oooch, könnte doch schwer werden, einen Platz ohne Reservation zu bekommen. Wir gehen zum Schalter und erwarten schon eine geschockte Reaktion von der Verkäuferin, dass wir nicht reserviert hätten - aber sie verzieht keine Miene, wir bezahlen (übrigens nur 50CAD für Auto und 2 Personen) und wir bekommen die Nummer 6 und dürfen im Hafen anstehen. Kurz nachdem wir in der Schlange stehen, wird es schon leicht hektisch, die Hafenarbeiter winken und treiben die Autos und LKWs an um auf die Fähre zu fahren. Wir grinsen etwas - die Kanadier haben's wohl auch recht mit Pünktlichkeit, dass sie 1:45h vor Auslaufen so hektisch das Schiff beladen. Wir müssen noch etwas warten, da wir zu hoch für’s untere Deck sind und dürfen dann als letztes auf’s Schiff fahren. Platz hätte es aber noch übrig... Das Schiff ist also trotz High-Season nicht ausgebucht...

Wir verlassen Dodo und gehen an Deck, besorgen uns Kaffee und suchen uns einen Wal-Beobachtungsposten. Kurz später bewegt sich das Schiff schon... und da fällt bei uns der Groschen:

Unsere Handy’s haben sich nicht auf die Atlantic Standard Time zurück gestellt, sondern natürlich auf die Eastern Standard Time! Somit zeigten unsere Handy’s MEZ -6h an - obwohl wir nur 4.5h abziehen müssten und sind so 1.5h neben der geplanten Zeit gewesen. Statt 5:30 hat unser Wecker also um 7h geläutet - also 1h bevor die Fähre ausläuft und das ist auch das späteste mögliche Eintreffen im Hafen für das Schiff!!! Deswegen standen da alle Autos schon bereit! Wir waren also äusserst knapp dran. Aber Hauptsache es hat geklappt :-P Auf der Überfahrt sichten wir tatsächlich wieder einige Zwergwale und die Fahrt ist so äusserst kurzweilig. Erst einige Tage später - auf der "Wal-Klippe" (siehe weiter unten) - realisieren wir, dass auch diese Wale hier bei der Überfahrt wohl eher Buckelwale waren wie Zwergwale, denn die Ausatemfontänen waren viel zu hoch für die Zwergwale.

Wir fahren nun der Küste von Neufundland entlang Richtung Süden. Wir machen halt an einem »Interpretation Center«, welches direkt an einem Lachsfluss steht, welchen es den Interessierten näher bringen will. Hier steht auch eine grosse, moderne Fischtreppe, die man sogar von innen besichtigen kann und die Lachse in den Becken der Treppe schwimmen sieht. Die Geschichte des Torrent River ist sehr spannend, zumal er erst seit jüngerer Zeit wieder Lachsen als Lebensraum dient. Das Biotop des Flusses wurde durch starkes Abholzen der Wälder der Region und daraus folgenden den Transport des Holzes auf dem Fluss komplett zerstört. Die Fischtreppe überbrückt einen insgesamt 10m hohen natürlichen Wasserfall, da die Wiederansiedlung der Lachse auch im oberen Teil des Flusses stattfinden sollte. Früher gab es die Lachse nur unterhalb des Wasserfalles, da sie max. ca. 3m eines Wasserfalles überwinden können.

An der Küste nördlich von Cow Head finden wir unseren ersten Stellplatz und geniessen bei bestem Wetter den Sonnenuntergang auf Neufundland. Der Nachbar schaut auch vorbei - ein echter Toyota-Fan inkl. Tattoo auf der Hand mit dem Toyota-Logo. Er sei Mech und schraube an allen möglichen Autos, aber Toyotas seien einfach die besten. Er kann sich fast nicht vom Anblick von Dodo lösen. Entdeckt hat er uns übrigens, da er mit seinem Hund - Achtung! - nicht den Abendspaziergang genoss, sondern seine abendliche »Hunde-Rundfahrt im Quad«. ;-)

 ©Ufbruchstimmig 

Die nächsten beiden Tage verbringen wir im Gros Morne Nationalpark beim Wandern nach der langen Autofahrt durch Labrador. Angefangen bei einer gemütlichen Wanderung um den Stuckless Pond, wo der Weg ohne grosse Steigungen um den See im Wald führt. Die Mücken sind zwar anwesend, aber erträglich - vielleicht auch, weil es im Wald von Kröten oder Fröschen?? nur so wimmelt. Man muss doch schon Acht geben, dass man sie nicht zertritt!! Auch grosse Orchideen und fleisch fressende Pflanzen gehören hier zur speziellen Flora.

Wir steigern uns am nächsten Tag zu einem längeren Trail und grösserem Höhenunterschied ;-). Wir begehen den Green Gardens Trail durch ehemals vulkanisches Gebiet. Green Garden wird es wohl heissen, da es äusserst grün bewachsen ist durch den Nebel, der hier unten an der Küste kondensiert. Trotz schönem Wetter ist es am Meer neblig - wir vermuten, dass hier die kalte Luft vom St. Lawrence Strom die warme Landesluft abkühlt und deswegen die Feuchtigkeit so schön ausfällt. Es wachsen hier grosse Farn-Felder, Lilien und allerlei sonstiges Grünes. Auch wir sind dem Nebel dankbar, da hier sonst die Sonne ohne Baumschutz voll runter knallen würde. Nach dem Trail fahren wir noch zum Trout River Pond, um einen "Schwumm" zu wagen - brrrr, ist der See kalt!!! Adi schafft es - ich nur halb. Übrigens ist auch wieder deutlich zu spüren, dass die Kanadier den Canada Day feiern und ihr long-weekend kanada-typisch in den Nationalparken verbringen. Es sind plötzlich deutlich mehr Camper und Wohnwagen unterwegs.

Wir fahren nach Deer Lake, da wir morgen einen Grosseinkauf benötigen und übernachten beim Visitorcenter auf dem Parkplatz. Dies vor allem zweckmässig, da hier WLan vorhanden ist. Wir benötigen einerseits Internet um Mal Updates auf die Homepage zu stellen und zudem viel tragischer und wichtiger: um unsere Videos zu retten. Wir haben nämlich eigentlich mitgedacht und uns zwei grosse Festplatten besorgt, um unsere Videos und Fotos sichern zu können. Aber tatsächlich krepierte Adi’s PC bei der ersten Kopie der Daten! Oder besser gesagt, beim ersten Verschieben. Falsche Auswahl - wir wissen’s. Denn während des Vorganges flackerte der Bildschirm komisch auf und weg war er. Der PC arbeitete noch und somit hatten wir die Hoffnung, dass der Schreibvorgang sich noch beenden würde. Nach einigen Stunden sah es aus, als mache der PC nichts mehr, wir trennten die Festplatte und starteten den PC neu: Fenster zur Festplatte geöffnet, und huch - Hurra, die Daten sind da - und Sekunden später: ALLES weg!!! Sie waren nicht mehr aufzufinden.

Also durchatmen - denn in dem Moment konnten wir nichts tun. Auf beiden PC war kein Datenrettungsprogramm installiert. So nutzten wir nun den Internetzugang in Deer Lake, um ein Programm zu downloaden. Und tatsächlich finden wir eines. Das Programm sucht über die ganze Nacht tausende Dateien zusammen und wir können die Bilder am nächsten Morgen sogar anschauen - sie sind also nicht komplett weg, phu. Aber -plopp - Programmmeldung: »Zur Wiederherstellung der Daten müssen Sie das Programm kaufen.« Schon recht demotiviert, entscheiden wir uns mal den Preis anzuschauen. Hmm... knappe 60CHF, ist es uns das Wert? Nach Überlegen entscheiden wir uns für ja, klicken weiter, dann wechselt der Warenkorb zu Kanada als Standort, das Programm kostet 80$ plus fast 30$ Steuern! Das nervt uns jetzt gewaltig. Also suchen wir nochmals das Internet ab für ein wirklich kostenloses Programm - und werden fündig :-). Nach ein paar Fehlversuchen, wo es unsere Festplatte nicht erkennen wollte und nochmals einige Stunden an Durchlauf des Programmes zur Datensuche, hat es fast alle Videos und Fotos tatsächlich wiederhergestellt. Nicht ganz, ganz alle, aber immerhin kostenlos und in einer erstaunlichen Zeit im Gegensatz zum "Mobbing-Programm".

Nun also endlich diese technischen Probleme in den Griff bekommen, das Auto aufgeräumt und startklar gemacht und los geht die Fahrt. Schlüssel gedreht und.... Nichts.... Stille. Kein Motor springt an.

Wieso Stille herrscht, ist uns eigentlich sofort klar, denn dummerweise ging uns gestern vergessen, das Scheinwerferlicht von Dodo auszuschalten während unserer Datenrettungsaktion - ein älterer Herr machte uns drauf aufmerksam und wir schalteten zwar dann ab, aber das war wohl schon zu spät. Dodo will nun nicht mehr anspringen. Der erste, direkte Überbrückungsversuch über die Bordbatterie (haben ja noch eine zusätzliche für Kühlschrank etc.) will nicht funktionieren (vermutlich zu viel dazwischen geschaltet) und wir wollen uns schon ans Ausräumen von unserem Schrank machen (die Batterie ist natürlich zuunterst verstaut, gaaanz weit unten im hintersten Eckchen), um die Batterie an der Motorhaube direkt zu überbrücken. Da kommt aber glücklicherweise ein Auto und parkiert gegenüber. Schnell den Fahrer abgefangen und er ist zum Glück bereit, sein Auto kurz zur Verfügung zu stellen. So können wir von ihm zu Dodo überbrücken und er springt an. Wohl bemerkt erst beim zweiten Versuch - Dodo mag’s wohl spannend. Phuu, Glück gehabt ;-).

 ©Ufbruchstimmig 

Weiter geht es nun ostwärts und auf Höhe Springdale fahren wir ganz nach vorne zum äussersten Punkt der Küste. Hier hat es noch einige feste Trailer, kleine Häuschen - vermutlich Wochenende/Ferien-Häuschen und sonst nur Wildnis und »gravel roads«. Wobei »Strasse« auch noch fast übertrieben ist, eher Wege. Die Kanadier sind hier mit ihren Quads unterwegs und geniessen das verlängerte Wochenende vom gestrigen Canada Day. Wir sind somit nicht ganz allein unterwegs, aber hier hat es so viel Platz, dass wir trotzdem ein ruhiges Plätzchen für die Nacht finden. Sogar »mückentechnisch« sieht es hier erstaunlich gut aus und wir schlagen das Zelt auf.

Auf dem Weg bis zum Platz haben wir unseren zweiten Elch entdeckt - und diesmal ist er nicht schnurstracks verschwunden und wir konnten ihn noch etwas beobachten. Grossartige Tiere sind das! Das Wetter ist auch super - doch gegen Abend kommt plötzlich so starker Wind auf, dass es gefährlich nach Gewitter aussieht. Da wir nicht wieder die gesamte Zeltausrüstung durchnässt wollen (wir haben das Zelt zwar unterdessen nochmals durch-imprägniert und hoffen es ist dicht), packen wir das Zelt zusammen und entscheiden unten zu schlafen. Auch der Wind ist doch ziemlich böig, sodass es dem Zelt wohl besser geht im zusammengeklappten Zustand.

 ©Ufbruchstimmig 

Und weiter geht es wieder ostwärts. Grob ist Twillingate unser Ziel, da uns die Insellandschaft dort interessiert. Wir fahren den Long Point Leuchtturm an auf der North Twillingate Island. Auf dem Parkplatz darf man zwar übernachten, aber wir haben kurz vorher einen Weg abzweigen sehen, der viel versprechender aussah. Und so fahren wir dann dahin - und tatsächlich, wir kommen in eine kleine Bucht, die »Sleepy Cove«. Hier stehen zwar einige andere Camper, aber Platz ist noch genug. Es sieht fast wie ein Campground aus - aber kein Eingang, keine Infos, Nichts... Wir stellen uns also mal hin und dank dem iOverlander-App finden wir den Platz hier und eine Beschreibung dazu. Tatsächlich war hier mal ein Campground und es soll auch wieder einer werden. Letztes Jahr wurden 4 kleine »Cabins« gebaut. Die stehen jetzt auch hier und wären sehr hübsch, wären die Fenster nicht zugenagelt... Im Moment sieht es gar nicht nach »in Betrieb« aus. Und auch bei anderen Reisenden war es mal so - mal so. Manchmal kostet es hier 25$ für eine Nacht, manchmal interessiert es niemanden, wer hier steht. So ist es auch im Moment. Weder im »Eingangshäuschen« noch sonst irgendwo ist jemand, der Bescheid wüsste. Und so stellen wir uns mit Dodo oben auf die Klippe und geniessen zwei wundervolle, kostenlose Tage hier. Die Wanderung um die Insel ist herrlich, wir entdecken von einem Strand aus einen Weisskopfseeadlerhorst und geniessen das schöne Wetter - doch zum Schluss fällt die Wanderung ziemlich ins Wasser, denn ein Gewitter erwischt und so richtig, dass wir nass bis auf die Unterwäsche werden. Aber die Abkühlung ist gar nicht mal so un-willkommen nach dem Wandern an diesem schwülen Tag. Endlich in Dodo können wir uns trocknen und bald kommt auch die Sonne und die Wäscheleine hängt schnell um die nassen Sachen wieder zu trocknen.

 ©Ufbruchstimmig 

Tatsächlich haben wir nach dem super »Campground« nochmals Glück und finden an der Küste nach Musgrave Harbour nochmals einen Stellplatz direkt an der Küste. Zwar wäre der definitiv nicht für jede Art von Camper erreichbar, aber Dodo kommt ohne Probleme durch den kleinen, schmalen Weg mit sumpfigen Abschnitten. Und so stehen wir nun hier ganz allein und geniessen den ruhigen Tag.

 ©Ufbruchstimmig 

Und immer noch zieht es uns ostwärts, denn Elliston mit seinen Papageientauchern wollen wir unbedingt sehen. In Lumsden halten wir beim »Comfort Center« der Stadt, wo man duschen kann und Wäsche waschen. Somit werden wir mal wieder unseren Dreck gründlich los und nach einem Strandspaziergang ist auch die Wäsche fertig.

Wir durchfahren den Terra Nova National Park, den wir etwas links liegen lassen, da schlechtes Wetter aufzieht und wir beide nicht ganz fit sind. Adi hat Kopfschmerzen und mich hat eine Erkältung erwischt - wohl vom Gewitter bei Twillingate. Nun, macht nichts, man kann nicht immer topfit sein. Wir steuern English Harbour auf Bonavista an, da es dort viele Möglichkeiten geben soll, an der Küste zu campen. Wir fahren über die Klippen, stellen das Auto ab und schauen auf’s Meer... Es soll hier ja auch Wale und Eisberge geben, die wir in Neufundland noch nicht entdeckt haben. Es ist nun kalt - wir haben heute über den Tag 15° verloren und nun nur noch knackige 12° draussen, es nieselt, das Nebelhorn vom Leuchtturm tutet vor sich hin - was kann einem da aus dem Auto locken?

Tja, es geht nicht lange, und wir stehen beide vorne an der Klippe, trotz Regen und Kälte - denn hier tummeln sich tatsächlich Buckelwale!! Unsere ersten »grossen Wale«!! Die Wale kommen extrem nahe an die Küste, die hier steil abfällt, weswegen die Tiere so küstennah jagen können. Wir haben eine erstklassige Aussicht auf die Gruppe und geniessen das Schauspiel trotz des Wetters. Neufundland ist einfach immer für eine Überraschung gut.

Adi muss dann auch noch sein Fischerglück testen, trotz Wetter. Die steilen Klippen (man kommt "ebä" trotz den Klippen relativ leicht ans Wasser runter, welches dann auch schnell tief wird) sehen so perfekt aus zum Fischen, da kann man doch nicht einfach zurück in die Wärme vom Auto. Und tatsächlich hat er ?Glück? - Oder doch Pech?? Er erwischt einen riesigen Dorsch - beim Ersten geht's noch gut. Dann kann er es natürlich nicht gut sein lassen, denn die Fische beissen ja so schöön... und beim nächsten passierts - Knack! Die Rute ist zerbrochen. Es gelingt ihm aber noch diesen Dorsch auch noch aus dem Wasser zu fischen. Und so haben wir nun... hmmm... wohl eine Woche Fisch bei jeder Mahlzeit. Nein - ich hoffe nicht ganz soo lange. ;-)

 ©Ufbruchstimmig 

Wir geniessen unseren Klippenplatz so sehr, dass wir uns erst mal nicht weg bewegen. Trotz mässigem Wetter ist es hier super schön, wir spazieren der Küste entlang und finden auch das Nebelhorn, dass uns die Ohren voll tutet. Wir sehen mehrere Male Buckelwale - auch eine Mama mit Kalb, welches sich so richtig austobt und herum springt wie wild. Am 8. Juli wagen wir uns mal weg von unserer Klippe und erkunden Bonavista. Die Papageientaucher in Elliston und Cape Bonavista sind unser Ziel und die Vögel sieht man hier tatsächlich so nah, dass man hier fast ewig verweilen kann. Wir sind somit den ganzen Tag auf »Puffins«-Tour, wie sie auf Englisch genannt werden.

Irgendwann haben wir genug - mehr von den vielen Touristen als von den Vögeln und wir entscheiden uns, auf unsere heimelige, einsame Klippe zurück zu kehren. Und das lohnt sich! Wir sehen am nächsten Tag nochmals die Buckelwale - aber heute sogar inkl. einer Delfinschule! Munter springen sie zwischen den grossen Walen umher, bleiben leider aber etwas mehr auf Abstand zur Küste, weshalb Fotos echt schwer zu machen sind. Die Buckelwale kommen wieder näher vorbei und es ist wiederum ein Kalb mit seiner Mama - vielleicht die selben? Das Kalb legt auf jeden Fall wieder eine beeindruckende Show an Sprüngen hin, Schwanzflossen-Patscher und sonstige Kapriolen. Leider zeigt es den Kopf aber einfach nie richtig schön aus dem Wasser - dieses Foto fehlt noch immer.... Hoffen wir, wir sehen nochmals Buckelwale ;-). So schöne, beeindruckende Tiere.

Da wir heute endlich wieder im Dachzelt schlafen können (der Wind war hier auf der Küste zu stark vorher) haben wir sie sogar Nachts vorbei ziehen hören. Das Atmen hört sich sehr spannend an - nicht nur das typische prusten hört man. Wenn es ganz ruhig ist, hört man nach dem Ausatmen das Einatmen - was einen Ton fast wie ein »luftiges Trompeten« ergibt. Schwierig zu umschreiben, wie Luft, die sich durch ein grosses Rohr bewegt (was es ja eigentlich auch ist... ;-) ). Lustigerweise schaffen die kleineren Tiere tatsächlich einen höheren Ton als die grossen - fast wie Orgelpfeifen ;-).

Irgendwann müssen wir uns dann halt doch von unserer Klippe lösen und wir ziehen weiter. Dieser Platz wird uns aber in ganz besonderer Erinnerung bleiben.

 ©Ufbruchstimmig 

Edit:

Ja vor lauter Walgeschichten ging uns eine Begebenheit komplett vergessen - und nicht eine, die wir unerwähnt lassen möchten. :-P Adi geisterte sie gerade letzthin wieder mal durch den Kopf und ich möchte verhindern, dass er sie vergisst :-P

 

Es war so: Adi hat ja diesen gigantischen Dorsch gefangen, welcher seine Angelrute entzwei brach (armer Adi... :-(). Bei der Fischzubereitung bekam er natürlich einiges ab, was nach dem filetieren schön fischige Hände zurück gelassen hat. Also müssen sie gewaschen werden, natürlich. Waschen, waschen, waschen....! So weit so gut, ist ja alles nicht so speziell. Wieso erzähle ich denn das hier?

Denn plötzlich, einige Zeit später nach der gründlichen Händewaschaktion stutzt Adi und schaut auf seine Hände. Wo ist der Ehering??? Nicht da, wo er sein sollte! Hat er ihn ausgezogen bei der Fischzubereitung? Alles wird abgesucht, aber bald ist klar: Nein, bewusst ausgezogen hat er ihn nicht, denn er liegt auf keinem Tisch, ist nirgends auffindbar...

Hektisch überlegen wir: Ja, beim Hände waschen mit Seife wäre der Verlust gut möglich... Oder noch blöder: Adi hat ein paar Gräten schwungvoll weggeworfen - ist da der Ring etwa mitgeflogen?

Hektisch wie ein gejagtes Huhn rennt Adi schon das Gebiet um das Auto ab. Ich bin etwas pessimistisch - den Ring hier wiederfinden? In diesem Moos und Flechten-Boden?

Ich starte dann aber ebenfalls die Suche. Mein Plan ist, vom Auto her in Schlangenlinien »Step by Step« alles abzusuchen. Linie für Linie.... Linie für Linie... Linie für Linie... Und uiiiiii! Da funkelt etwas und wie eine Elster stürze ich mich dahin. :-P Und tatsächlich - es ist der Ring! Phuu Glück gehabt!!

Wieso nochmals haben wir erst überlegt, günstige Eheringe zu erstehen mit dem Gedanken an die Reise? Und wie ging das nochmals, dass wir dann doch irgendwie plötzlich im Laden umgeschwenkt sind und uns umentschieden haben?? Jap, wir müssen zugeben, die Verkäuferin hat etwas von ihrem Handwerk verstanden... :-P Nun, hoffen wir, wir bringen die Ringe wieder mit nach Hause. Adis Ring steckt ab jetzt am Mittelfinger, denn dort hält er einiges fester als am Ringfinger...

Edit Ende - Sept2022

Da das Wetter tendenziell immer kühler und nasser wird, entscheiden wir uns, Neufundland zügig wieder zurück an die Westküste der Insel zu durchqueren und im Gros Morne Nationalpark noch auf den Gros Morne Mountain zu steigen. Schon einige Kanadier, mit denen wir gesprochen haben, haben uns den Trail ans Herz gelegt mit dem Kommentar, der würde uns sicher extrem gut gefallen.

Wir fahren also heute lange, legen aber noch Rast ein um noch einen Elch-Burger zu testen, denn Neufundland ist eine der wenigen Regionen Kanadas, wo Elch regelmässig gegessen wird und eine Spezialität ist. Wider Erwarten ist der Burger nicht etwa ein Mix aus Schweinefleisch und ein bisschen Elch, sondern tatsächlich ein handgemachtes Elch-Patty als Fleisch im Burger. Und es schmeckt uns. Ähnlich wie bei uns Rotwild. Aber der Elch gefällt uns trotzdem noch etwas besser in lebendig als auf dem Teller.

Wir übernachten nochmals an dem See kurz vor dem Gros Morne Nationalpark, wo wir auf dem Weg ostwärts bereits übernachteten.

Am nächsten Morgen geht es mehr oder weniger früh los Richtung Gros Morne Mountain. Das Wetter ist sogar besser als gemeldet und nur leicht bewölkt. Der Trail beginnt recht harmlos als gemütliche Wanderung, so war es aber auch beschrieben. Von einem Schweizer-Paar - ebenfalls im Landcruiser, die wir auf der Strasse mal angetroffen haben, wissen wir aber, dass der letzte Teil vom Trail durch ein Couloir zum Gipfel führt. Das steht auch auf allen Infotafeln hier und wir gehen einfach mal ohne festen Plan, ob wir uns das Couloir noch antun wollen oder nicht. Dort angekommen stehen nochmals Warnschilder, man solle vorsichtig sein, nur gehen, wenn der Gipfel sichtbar ist und und und... Da der Schein trügt und man sich schon fast auf dem Gipfel fühlt, machen wir uns an den Aufstieg. Der hat’s in sich! Hier kann man den Trail nicht mehr Weg nennen, sondern man steigt wirklich einfach durch ein Couloir mit Geröll gerade nach oben. Da angefangen können wir natürlich unmöglich umdrehen (zugegeben, dazu haben auch eine Familie US-Amerikaner in Turnschuhen beigetragen, die zu uns gemeint haben, als Schweizer sei das ja kein Problem hier hoch zu kommen und selbst aussahen wie aus einer Zeitschrift entsprungen, die Frau in Leggins und durch gestylt). Eine Stunde später haben wir die gut 500 letzten Höhenmeter überwunden - innerlich knapp vor dem Kollaps, äusserlich natürlich total entspannt und deutlich vor den Amis... :-P Und ja, das gab dann auch noch etwas Muskelkater in den »Wadäbeinli«, aber toll war’s trotzdem. Die Aussicht über die Fjorde der Gegend und die Hügel (Ausläufer bzw. Teil der Appalachen) ist unbeschreiblich. Dass das Wetter nicht top ist, kommt uns unterdessen recht gelegen, denn unter einer drückenden Sonne der letzte Teil dieses Trails... nun, stellen wir uns mal nicht vor. Der Weg runter geht auf der Rückseite des Gros Morne runter und ist einiges angenehmer, führt an Seeli vorbei und zieht sich sanft durch die Landschaft. Ist aber deutlich länger als das Couloir »The Gully«. Wer jetzt denkt, wir hätten ja auch da hoch gehen können - ja hätten wir... Aber
Hinweisschilder schreiben einem den Weg durch »the Gully« vor, denn der Trail ist häufig so eng, dass man kaum kreuzen kann. Als Schweizer halten wir uns natürlich an Vorschriften... ;-) Es kamen uns natürlich auch keine anderen Wanderer als Geisterfahrer... ääh, sorry Geisterwanderer entgegen, nein, keine einzigen (Vorsicht Ironie).

Nach dieser Wanderung möchten wir kein Platz mehr suchen und so fahren wir zu unserem bereits getesteten Stellplätzchen unterhalb vom »Toyota-Mech mit den Quad-Hund« zurück und übernachten nochmals da. Der Toyota-Mech ist heute allerdings nicht da.

 ©Ufbruchstimmig 

Nun fahren wir mal nach St. Barbe an den Hafen um uns zu erkundigen, wann wir Platz auf der Fähre haben. Bis jetzt waren alle mehr oder minder erschrocken, dass wir unseren Fähr-Platz nicht reserviert haben. Wir rechnen also damit, dass wir ein paar Tage wohl warten müssen. Dann können wir uns aber schon noch mit dem nördlichen Zipfel oberhalb des Hafens beschäftigen. Den Fahrplan haben wir dummerweise auch vom Handy gelöscht und haben keine Ahnung, wann die Schiffe auslaufen. So kommt es, dass wir ins Büro laufen und die Dame am Schalter uns etwas "vergelstert" anschaut, als wir nach einem Ticket für die Fähre fragen. Nicht etwas weil kein Platz auf der Fähre ist, sondern aus Stress: Sie: »Ein Ticket für’s nächste Schiff? Es läuft in 15min aus...« Wir: «Ähm, ja, also hat es Platz und reicht das noch?« »Ja, sicher, kein Problem, ich brauche noch Namen, Adresse, Telefonnummer....« Und so geben wir in Windeseile alle Angaben an, bekommen die Nummer 7 für’s Einordnen in der Kolonne und werden schnell zum Hafen durchgeschickt. So sind wir knappe 15min nach Ankunft im Hafen auf der Fähre und schon fast am Auslaufen.

 

Labrador durchqueren wir relativ zügig zurück, nehmen noch zwei Mal einen Tramper mit - also denselben 2x, denn mehr als einer kommt nicht auf die Idee entlang des 1500km langen, wenig befahrenen Trans-Labrador-Highway zu trampen. Wobei wir dann noch von ihm erfahren, dass er wohl eher unfreiwillig trampt, sofern wir ihn richtig verstanden haben. Er sei mit seiner Freundin Richtung "coastal drive" von Labrador unterwegs gewesen, als sie wohl in einen eher grösseren Streit gerieten und er den Camper der Freundin verliess... oder verlassen wurde. Auf jeden Fall müsse er jetzt halt alleine zurück nach Québec. Labrador ist wohl eine der dümmsten Provinz, sich so mit seiner Freundin zu verkrachen, dass sie einen am Strassenrand aussetzt...

Kurz vor Labrador-City muss dann Adi aber nochmals sein Fischer-Patent von Labrador/Neufundland ausnützen, schliesslich verlassen wir bald die Provinz. Und ab geht es zum nahen Flüsschen beim Parkplatz, wo wir übernachten. Ein schöner Forellenbach. Tatsächlich beissen auch die Fische, ein Fischotter schaut sogar vorbei. Adi ist im 7ten Himmel. Ausser die Mücken nerven, aber er hat ja ein Buck-Jacket. Dieses hat auch so eine praktische Tasche vorne am Bauch, gerade genug gross für Handy und etwas mehr. Um die Hände für ein Standortwechsel frei zu haben, werden die Forellen kurzerhand auch in die Tasche gestopft, dann Ort gewechselt und Angel ausgeworfen. Hmm... jetzt stören die drei Fische in der Tasche am Bauch und so zieht Adi am Plastiksack der Fische und legt sie auf den nächsten Stein - schwupps, fällt das Handy mit raus - und leider nicht auf den Stein. Nein, plumps - ab ins Wasser und verschwindet im braunen Wasser des Baches. Scheis...!! Und nein - gerade jetzt beisst auch noch ein Fisch - Adi ist überfordert: Handy retten, Fisch fangen? Natürlich zuerst schauen, was für ein Fisch - nur ein kleiner, den kann man vergessen. Also sofort ausziehen und ab ins Wasser, denn da schimmert was - ist es das Handy? Tatsächlich erwischt er es, aber es läuft nicht mehr. Nun aber ab zum Auto, trocken anziehen und Handy trocknen... (Aktuell 2 Tage später: Handy läuft nicht... Eine leere Batterie konnte es anzeigen, mehr nicht...)

 

Und dann haben wir Labrador hinter uns gelassen - gefühlt mit einem riesigen Mückenschwarm im Rücken. Das Wetter war die ganze Fahrt zurück sehr regnerisch, weswegen wir Dodo’s Räder "unter die Hand nahmen" und vor allem gefahren sind. Die Provinz Québec ist erreicht und eine letzte Tankfüllung ist noch nötig bis zur Küste. Das Wetter ist übrigens schon einiges sonniger und die Temperaturen sind wieder über 20°!

Bei der letzten Tankstelle also tanke ich Dodo, geh in den Laden für’s Bezahlen, geh wieder raus und bin im Begriff die Fahrertür wieder zu öffnen, als ich mich im Fenster spiegeln sehe. Uuuuuuuups!!

Ich muss ausholen: Die Früchte hier in Kanada haben alle so einen Kleber drauf im Laden, solche wie wir z.B. von Orangen und Mandarinen kennen. Hier auch auf Äpfeln zu finden. Adi mag Äpfel und so kauften wir »öbbe es Mol« ein paar Äpfel und Adi hat die Gewohnheit entwickelt den Kleber vom Apfel zu nehmen und mir auf die Stirn zu kleben. Anfangs nahm ich diesen immer sofort weg - irgendwann bin ich faul geworden und hab ihn manchmal etwas kleben lassen und später entfernt. So auch heute morgen. Ihr könnt euch also vorstellen was ich im Fenster von Dodo spiegeln sah, jaa?

Korrekt - mir klebte der Apfel-Kleber vom Morgen noch mitten auf der Stirn und so bin ich auch an der Kasse gestanden und habe den Diesel bezahlt... Tja... Die Kassiererin ist erstaunlich ernst geblieben bei der Bedienung :-P.

 

Nun liegt also Neufundland hinter uns und ab jetzt werden wir uns westwärts durch Kanada bewegen. Trotz den langen Fahrten hat es sich mehr als gelohnt, Neufundland zu besuchen. Es hat uns endlich den richtigen »Flow« geben können, die Natur ist einzigartig und einfach zu geniessen. Es ist schon erstaunlich - auch vorher waren wir wohl hier in Kanada aber doch noch nicht richtig hier angekommen. Es geht einfach beeindruckend lange, bis man im Hier und Jetzt landet und den vorherigen Alltag hinter sich gelassen hat. 

 ©Ufbruchstimmig