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Dempster Highway 21. August bis 28. August

...oder von einer unglaublichen Landschaft, gepaart mit viel Kultur der Inuits von Kanada - ein Erlebnis, welches wir (zum Glück!!) doch noch zu unserer Reise hinzu zählen dürfen!

Eine Strasse die einen eigenen Blogeintrag erhält? Über 700km führt der Dempster Highway in den hohen Norden von Kanada (down north of Canada) und seit Ende 2017 auch noch zusätzliche 138km bis Tuktoyaktuk als Inuvik–Tuktoyaktuk Highway (Northwest Territories Highway 10).

Was diesen Highway so besonders macht? Ja das kann man sich fragen - aber nur bis man selbst da war. Denn dann ist es einem klar, aber mit Worten doch schwer zu beschreiben. Und so werdet ihr hier nicht eine »Beschreibung« dieser Strasse erhalten, sondern eine Erzählung unserer Erlebnisse.

 

Denn auch wenn wir hier dem Ende der Welt wohl nahe kamen - hier treffen sich Leute von der ganzen Welt, ein multikulturelles Treiben findet hier statt. Davon abgesehen sind die Inuvialuit of Canada mit viel Kultur und Informationen vertreten. Die Inuits dieser Region sind so offen und herzlich, dass man sicher sein darf, wenn man am Strassenrand hält, hält das entgegen kommende Auto, die Scheibe öffnet sich, freundliche Gesichter strahlen einen an und fragen, ob alles in Ordnung sei.

 

Wir beginnen aber bei km 0 vom Dempster und da treffen wir als erstes einen Deutschen mit Kartonschild in der Hand mit dem kurzen Wort »Tuk« notiert. Ein unscheinbar kurzes Wort, aber damit ist Tuktoyaktuk gemeint, mehr als 800km weiter nördlich, entlang einer nicht gerade verkehrsreichen Schotterstrasse (vor allem jahreszeitlich bedingt - der grosse »Sommer-Touristenstrom« ist schon vorbei). Wir nehmen den »hitchhiker« natürlich mit, auch wenn unser Ziel vorerst nur der »Tombstone Territorial Park« ist. Denn vor einiger Zeit haben wir uns dagegen entschieden, den Dempster Highway bis zum Arctic Ocean zu fahren, denn es sind doch einige km, die man auf dem selben Weg zurück muss und auch wenn es sicher ein Erlebnis verspricht, haben wir (noch) zu wenig Begeisterung gefunden, diesen langen Weg auf uns zu nehmen. Auf dem Weg durch den Yukon wurde uns aber immer wieder dieser »Tombstone Territorial Park« empfohlen, der sich bei ca. 100km vom Dempster Highway befindet und da wir sowieso schon relativ weit im Norden sind, haben wir entschieden, diesen Territorial Park zu besuchen.

Wir sind nun also zu dritt unterwegs und hören spannende Geschichten von unserem Passagier, der schon Südostasien und einiges an Europa bereist hat und nun auf seinem Weg entlang der Panamericana von Süden nach Norden ist, also genau den Weg, den wir umgekehrt befahren möchten. Er unterhält uns grossartig, lacht irgendwann und sagt: »Eigentlich höre ich sonst ja lieber den Menschen zu, als das ich selbst erzähle. Denn was ich auf Reisen gelernt habe, ist, dass jeder Mensch eine Geschichte hat. Und meine eigene kenne ich ja schon...«.  Es würde mich nun brennend interessieren, in den Kopf von euch Lesenden zu schauen und das Bild von unserem »hitchhiker« zu sehen, denn hätte ich ihm nur zugehört, hätte ich mir einen anderen Menschen vorgestellt...

Wir sahen am Strassenrand einen jungen Typen, einige Jahre jünger als wir (was auch stimmte, wie wir erfahren haben), Hipster-Bart und »Käppi« auf , mit einem grossen Rucksack wie es sich für »hitchhiker« gehört, einer kleinen Sporttasche, einer Wasserflasche und mit einem Kartonschild in der Hand mit dem Wort »TUK« in Grossbuchstaben drauf. Er war uns sympathisch und wurde es noch mehr, nachdem wir einiges von im gehört haben. Wir sind gespannt, ob wir ihn wieder sehen, denn sein Plan ist es, mit einem Motorrad wieder zurück nach Südamerika zu fahren.

Im Tombstone Territorial Park halten wir an einem Wanderparktplatz an. Da die Wanderung sehr vieles verspricht, entscheiden wir uns, diese anzugehen. Unseren »Autostopper« verabschieden wir somit, denn er möchte lieber keine Zeit verlieren um nach Tuktoyaktuk zu kommen. Während wir noch die Wanderschuhe montieren, sehen wir bereits, dass er vom nächsten Camperbus aufgeladen wird und diesen wohl nun genau so gut unterhält wie uns. Er habe manchmal ein etwas schlechtes Gefühl dabei, immer gratis mitzufahren, hat er uns verraten - ist sich aber wohl nicht bewusst, dass er uns in Tat und Wahrheit sehr wohl etwas gegeben hat für die Fahrt.

Auf der Wanderung sagen wir uns, wenn wir ihn nochmals treffen bei unserer Fahrt durch den Tombstone Territorial Park, bringen wir ihn bis ganz nach oben nach »TUK«.

 

Zuerst geniessen wir aber die Wanderung - und die hat es in sich. Steil führen die letzten Kilometer nach oben zum Viewpoint, aber die Anstrengung ist es absolut wert! Die Aussicht ist phänomenal. Ein gigantisches Gebirge, aber schaut die Fotos doch selbst.

 ©Ufbruchstimmig 

Am späten Nachmittag fahren wir dann wieder mit müden Beinen los. Den Territorial Park möchten wir noch etwas geniessen und weiter durchqueren entlang des Dempsters.

Da wir völlig ausgeschossen sind in Sachen Wasservorräten, halten wir an einem Fluss um unser »Wasserrohr« auf dem Dach und unseren Trinkwasserkanister zu füllen (natürlich den erst nach dem filtern vom Wasser ;-) ). Und als wir so beim Zusammenpacken sind, hält ein weisser Van - und wir müssen kurz zwei mal hinschauen...

Nein, nicht unser »Autostopper« war da, sondern ein Doppelgänger von Adis Burder, Michi, für die, die ihn kennen (abgesehen von etwa plus 10Jahre und plus ca. 30cm Körpergrösse ;-) ). Er hält also an, fragt uns, ob wir ihm nicht Gesellschaft leisten wollen, denn er könnte etwas »company« gebrauchen, da sein Hund (den er übrigens kaum im Auto halten kann, da er durch das offene Fenster Adi "abschlabbert", als ginge es um sein Leben) nicht gerade gut im kommunizieren sei. Er parke bei km xy, wo ein Ranger ihm den Tipp gegeben hat, dort könne man frei stehen.

Wir räumen fertig auf und entscheiden, ihm die Gesellschaft zu leisten, die er sich wünschte. Denn wir sind auch nicht unglücklich mal wieder ein neues Gesicht zu sehen. Kurz nachdem wir losfahren zum genannten Platz kreuzen uns aber tatsächlich auch noch unsere Bekannten vom letzten Camping und fragen, wo wir übernachten. Wir geben ihnen den Tipp weiter und sie meinen, dass sie wohl nach ihrer Wanderung dann dazu stossen.

Und so kommt es, dass wir mit »the tall guy with the long beard« und unseren Bekannten vom Campground abends am Lagerfeuer sitzen und einen grossartigen und spannenden Abend geniessen mit Leckereien aus Ghana, Alaska und Tuktoyaktuk, die "the tall guy with the long beard" aus seinem Van hervor brachte. Wie das kommt?


Ghana: Mit seiner Exfreundin ist er durch Ghana gereist und hat Akpeteshie kennen gelernt. Das ist ein Schnaps, ähnlich wie Rum, der aus Kokosnusswein gebrannt wird mit Zuckerrohr. Er erzählt uns eine verrückte Geschichte, wie er an diese Flasche gekommen ist, die nur er selbst wirklich erzählen kann. Aber sie endete damit, dass er bei einem Sarg-Verkaufsladen im Hinterhof in Ghana diese Flasche abgefüllt bekommen hat. Und diese Flasche begleitet ihn seither bei seinen Reisen, wo er jeweils ein »Probiererchen« mit seinen Bekanntschaften teilt. Und diese Ehre wird uns nun zu teil. Ich habe ja was erwartet, das einen unter den Tisch haut, aber das Zeug ist mega lecker! :-P (Sei aber anscheinend auch extra für ihn verdünnt worden, denn Touristen vertragen »das Original« nicht).

Alaska: Er war vor einiger Zeit in Alaska zu einem Fest der Waljäger. Diese hatten einen »bowhead« erlegt, einen Grönlandwal. Er habe einen Teil davon geschenkt bekommen, da sie hörten, dass er noch bis nach Tuktoyaktuk reisen will. Er solle dieses Walfleisch den Inuits von Tuktoyaktuk als Geschenk bringen. Und das hat er getan. Obwohl er über Kalifornien einen grossen Umweg einlegte, hatte er das Walfleisch während der ganzen Zeit sorgsam in seinem Tiefkühler und schliesslich dann bis nach »Tuk« gefahren. Dort im »community center« habe er ihn an die Bevölkerung weiter gegeben wie abgemacht. Und er war absolut überzeugt davon, dass sich der gesamte Aufwand gelohnt hat, da sich eine Frau so sehr gefreut habe, dass ihr sogleich die Tränen in die Augen traten, als sie den »bowhead« sah.

Etwas Walfleisch hat er auch für sich bekommen von den Waljägern, und dieses gab er uns zum versuchen. Dazu später mehr.

Tuktoyaktuk: Als Austausch für den »bowhead« hat er von der Bevölkerung von Tuk auch etwas zurück erhalten: Beluga Jerky. Da erkennt man wohl dem Namen her, was es ist. Beluga-Walfleisch, getrocknet und serviert mit etwas Walöl. Auch das teilte er mit uns.

 

Also das mutlikulturelle Lagerfeuer bestand aus: einem Gläschen Akpeteshie aus Ghana, anschliessend einer Scheibe Walhaut plus Fett vom Grönlandwal aus Alaska ("Muktuk"), ebenfalls vom Grönlandwal: Walfleisch, also das richtige Muskelfleisch und dann zum Abschluss "Mikiaq": Walfleisch, Fett, Haut und Zunge einige Zeit fermentiert im Walblut.

Hört sich das vielleicht scheusslich an? Es hat zugegebenermassen etwas Überwindung gekostet zu probieren, da man Wal auf dem Teller hat, noch dazu beim "Mikiaq" so »besonders« haltbar gemacht. Aber Reisen bedeutet für uns auch Kulturen kennen lernen und somit zu probieren. Und es ist nicht so hässlich wie es sich anhört :-P . Für uns gewöhnungsbedürftig, zugegeben, sehr fischig und sonst sehr schwer zu beschreiben, aber man kann es gut probieren.

Nach diesem multikulturellen kulinarischen Ausflug sitzen wir gemütlich am Lagerfeuer und er fragt uns, wieso wir eigentlich nicht nach Tuk fahren? Wir können nicht wirklich eine überzeugende Antwort liefern... der teure Diesel?! Der lange Weg, nur um zurück zu fahren?! Die Zeit?! Es ist vernünftig...?

Übrigens Jenkins, der Hund, der schlecht im kommunizieren ist, war seinem Herrchen treu ergeben und lag natürlich mit uns allen am Lagerfeuer (denn allein ins Bett im Van - nein, das macht er nicht). Und er war nicht einfach mit am Feuer dabei, nein, er durfte auf seiner persönlichen extraweichen Hundematratze liegen, da er Gelenksprobleme hat und von seinem Herrchen liebevoll eingewickelt in eine Wolldecke. Ich glaube tatsächlich, dass Jenkins den bequemsten "Feuerplatz" von uns allen hatte. Ab und an stand er dann auch mal auf, holte sich überall Streicheleinheiten ab und verteilte dafür ein paar »Schlabber«.

Irgendwann ist dann aber auch dieser Abend reif dafür, um ins Bett zu gehen. Am nächsten Morgen nehmen wir's gemütlich, Adi kommt noch zum Coiffeur (jap - ich... ging noch einigermassen gut, oder? :-P) und dann packen wir zusammen.

 ©Ufbruchstimmig 

Wir verabschieden uns - wir möchten den Tombstone Territorial Park noch im nördlichen Teil fertig erkunden. Und während der Fahrt begeistert uns die Landschaft und der Highway - es ist alles anderes als eine gerade Strasse durch die immer selbe Landschaft. Es ist beeindruckend! Im Hinterkopf immer noch die Frage von gestern: Wieso fahrt ihr nicht nach Tuk?

Ja, wieso??? Unser Weg ist das Ziel, wir lieben es unterwegs zu sein und der Diesel? Sind wir losgegangen um vernünftig zu sein. NEIN! :-P Wir sind vermutlich nur einmal hier!

Und so entscheiden wir uns während der Fahrt: Wir fahren weiter bis Tuk!

Schliesslich hat uns also nicht unser »Autostopper« zu der Fahrt in den Norden gebracht, sondern die einfache Frage »Warum tut ihr’s nicht?«

Der Mann und sein Hund, ein Pitbull übrigens, mit dem er ein Herz und eine Seele war, werden uns in Erinnerung bleiben, da sie uns zu dieser Entscheidung verleitet haben.

 

Der Dempster Highway war es mehr als wert! Nicht nur die Landschaft ist unbeschreiblich: Über eine endlose Strecke fährt man durch das Nichts und befindet sich bei ausgeschaltetem Motor in absoluter Stille. Man trifft hier aber auch die spannendsten Leute und die einheimische Bevölkerung ist wie schon eingangs erwähnt, so herzlich, man fühlt sich hier extrem willkommen.

Das erste Mal, als Adi meinte, er habe einen Elch gesehen, und wir angehalten haben, um mit dem Feldstecher zu suchen, stoppte sogleich das entgegen kommende Auto, um zu fragen, ob alles okay sei. Als er den Feldstecher sieht, lacht er und mit meiner Erklärung zusammen, dass alles in Ordnung sei, fahren sie nicht etwa einfach weiter. Nein, wir kriegen noch einen Tipp, wo sich der nächste Grizzly gerade aufhält und tatsächlich sehen wir in später. Unseren ersten Grizzly auf dieser Reise! Ebenfalls einen Elch konnten wir während der Fahrt auf dem Dempster entdecken und eines Abends streife ein Fuchs neben dem Auto durch. Dazu noch unzählige Vögel, Kraniche, Gänse... man muss es einfach gesehen haben.

 

Die Landschaft wird hoffentlich immer so aussehen, wenn man hier durchfährt, doch glaube ich, erlebt man den Dempster jedes Mal wohl vollkommen anders - je nach dem, welche Menschen sich hier über den Weg laufen und ihre Geschichte für einen kurzen Augenblick miteinander teilen.

 

Über Tuktoyaktuk gäbe es so viel zu schreiben, die "Spezialitäten", die durch den Permafrost entstanden sind - aber es ist fast nicht möglich alles zu erwähnen. Wenn möglich, kommt einfach hier her :-) oder schaut euch einfach mal die Bilder an.

 

 ©Ufbruchstimmig 

Auf dem Rückweg zeigte sich der Herbst am Dempster von seiner schönsten Seite und wir geniessen die Rückfahrt, auch wenn wir nicht gerne zurück fahren. Aber den Wintereinbruch hier oben? Da sind wir besser vorher weg ;-).

In Fort McPherson erfahren wir nochmal die so schöne Freundlichkeit der Leute hier. Adi quatscht nach unserem Mittagessen am Fluss mit einem Mann, der hier an einem Holzhäuschen baut. Von ihm erfahren wir, dass die Caribous tatsächlich noch nicht zurück sind - wir haben leider keine gesichtet. Es gibt zwar auch Tiere, die in der Region vom Dempster das ganze Jahr zu finden sind. Aber die grossen Herden seien erst auf dem Weg und zwar von Alaska her. Wir sollen in der Region der Grenze zum Yukon die Augen offen behalten, evtl. seien sie schon da.

Als wir losfahren wollten, kommt ein altes Ehepaar und spricht uns an. Und zwar so, wie wir es hier stets erfahren durften: »Woher seid ihr?« und auf die Antwort, dass wir aus der Schweiz seien: «Herzlich willkommen in Fort McPherson!« und sie strahlen uns an. Und als seien wir tagtäglich da unten am Fluss , erzählt uns der Mann zuerst, dass sie hier zu Hause seien und beide über 80 sind. Was ich hier einschieben muss: Die Strasse zum Fluss war eine Schotterstrasse mit einem Warnschild oben für die Autos, dass man nicht runter fahren soll, wenn der Boden nass ist. Beide gingen ohne jegliche Gehilfen. Die beiden waren einiges fitter, also so manch andere 80jährige. Die Frau erzählt uns, wie sich der Fluss in den letzten 80 Jahren verändert hat, seit sie hier leben. Sie sei ca. 8Meilen flussaufwärts geboren. Schweigend schauen die beiden auf den Fluss und verabschieden sich schliesslich um ihre Runde am Fluss fortzusetzen.

Die beiden waren so »härzig«, ich bereue es extrem, dass ich nicht daran dachte, sie um ein Foto zu bitten.

Die Bewohner dieser Region sind so freundlich und liebenswert, dass man sich hier so willkommen fühlt, als sei man hier zu Hause. Hier in Kanada wurden wir schon so häufig mit den Worten »Herzlich willkommen« begrüsst - davon könnte sich Europa eine grosse Scheibe abschneiden.

 

Die Fahrt geht weiter und gegen späten Nachmittag suchen wir ein Plätzchen für die Nacht, da wir müde sind. Wir haben hier im Norden nicht sehr viel geschlafen, da es immer noch fast die gesamte Nacht lang hell ist. Wir biegen vom Highway ab und kommen in eine Art Kiesgrube. Da es geregnet hat, ist es eher eine Schlammgrube. Wir wagen die Durchfahrt, da es auf der anderen Seite etwas weniger schlammig aussieht.

Kein Problem für Dodo - er fährt (und rutscht etwas) durch den Schlamm und auf der anderen Seite wieder raus. Ein Platz zum Schlafen ist es trotzdem nicht und wir drehen um - und hoppla... jetzt stecken wir fest. Aber kein Grund zur Sorge, wir haben ja den Allrad noch nicht zugeschaltet und noch keine Differentialsperre aktiviert. Also erst mal Allrad dazu. Und Zack - sofort sind wir wieder auf Tour. Dodo kann man nicht versenken :-P !!

Wir fahren wieder Richtung Highway, wo mir Adi den Floh ins Ohr setzt - dass wir möglicherweise ohne Allrad durchgekommen wären mit genügend »Anlauf« und evtl. nur mit der hinteren Differentialsperre. Das lass’ ich mir natürlich nicht zweimal sagen (ich sitze übrigens am Steuer), ich dreh um und muss das ausprobieren:

 

Erster Versuch: genug Anlauf. Fazit: funktioniert, kein Problem auch mit nur Hinterradantrieb.

Zweiter Versuch: langsam, aber mit der hinteren Differentialsperre: Fazit: funktioniert nicht - also technisch gesehen ;-). Wir finden heraus, dass die Differentialsperre nur reinspringt, wenn der Allradantrieb aktiv ist. Also was dazu gelernt. Aber natürlich kommt Dodo mühelos durch die Schlammpfützen mit Allrad und Diff.

Adi’s neue Idee: »Reicht es vielleicht, im Schlamm auch anzufahren mit Allradantrieb?«

Meine Reaktion: Probieren geht über Studieren - und ich fahr mitten rein in das Schlammbad und halte an. Ein leicht schlechtes Gefühl breitet sich in mir aus, als wir fühlen, wie Dodo absinkt im Stehen.

Aber nee... sicher kein Problem: also Allrad rein und.... Fazit: Nein, geht nicht. Dodo bewegt sich keinen Zentimeter mehr.

Hoppla....!! Aber wir haben ja noch die Differentialsperren, die vorher Dodo mühelos wieder raus bekommen haben. Also beide dazu schalten und nochmals versuchen.

Aber....

Es ist so, die Kontrolllämpchen der Differentialsperren blinken zuerst und wenn sie richtig eingehängt sind, dann leuchten sie konstant. Die hintere macht ab und zu so ihre »Mätzchen«, dass sie nicht sofort reinspringt, aber mit etwas vor und zurück fahren, springt sie normalerweise rein.

Habt ihr das Problem schon erkannt?? :-P Korrekt, die hintere blinkt und blinkt und blinkt.... und das »Vor- und Zurückfahren« um sie reinzubekommen gestaltet sich eher schwierig, wenn man im Schlamm steckt.

Vielleicht reicht es ja mit vorne?? Nee... das Problem ist natürlich vor allem die hintere Achse, die rechts komplett durch dreht -.-

Also Fazit: Man kann Dodo doch versenken! Man muss nur lange genug probieren... :-P

 

Nun geht es also los: wir haben ja Sandbleche, die einen auch im Schlamm retten können. Das "Drunterschieben" gestaltet sich aber schwierig, wir graben und graben, aber kriegen sie nicht an das Ort, wo wir wollen. Schliesslich - nach Stunden Arbeit - muss der Wagenheber ran.

Natürlich auch ein Problem im Schlamm ja... aber ein Sandblech muss nun als »Untersetzer« für den Wagenheber dienen und das zweite soll unters Rad. Natürlich ist auch hier noch ein Problem. Das Rad ist so abgesunken, dass der Wagenheber nicht mehr unter die Achse passt. Also geht es nochmal ans Schaufeln bis der Wagenheber an Ort ist und endlich: Das Rad hebt sich.

Sandblech also drunter - und los geht’s. Ich versuche unser Glück. Fazit: Sandblech reicht nicht... Dodo kommt etwas nach vorne, dreht dann wieder durch -.- Shit...!!!

Adi schaut sich das Ganze an und gibt dann die Anweisung: Lenke so ein und dann Vollgas rückwärts.

Hmm... ja, ich zweifle »etwas«. Aber ich sehe ja auch nicht, wie’s draussen aussieht und so führe ich die Anweisung aus. Einlenken und Vollgas rückwärts und....

Fazit: JAAAAAAA!!!! Wir sind draussen! Endlich....!

 

Nun ja, wir wollten es ja ausprobieren und konnten jetzt lernen: Schlamm fahren geht, mit genügend Schwung oder funktionierendem Allrad und Differentialsperren. ABER: die Differentialsperren können auch im dümmsten Augenblick streiken und dann ist’s blöd...! :-P

Fazit über den Nachmittag Arbeit: Im Schlamm buddeln um ein Auto rauszukriegen ist nicht so spassig für die wenigen Minuten Spass vorher!

 

 ©Ufbruchstimmig 

Wir übernachten nun definitiv nicht hier, um nicht nochmals festzustecken ;-). Also geht es weiter - aber ewig lange fahren wir nicht mehr und übernachten an einem Fluss neben dem Highway. Die Müdigkeit steckt uns auch noch am nächsten Tag etwas in den Knochen und so kommen wir auch da nicht so weit...

Aber zum Glück! Denn wir finden einen schönen Kiesplatz mit super Aussicht auf die Berge - und Nachts mit einem gigantischen Schauspiel!

Wunderschöne Nordlichter sind über uns - und so kommen wir wieder mal nicht zu Schlaf. Entweder ist es hell oder man darf Nordlichter beobachten ;-)! Der Norden verspricht nicht gerade Erholung :-P... dafür gigantisches zu sehen.

 

Einige First Nations glauben, dass man auf der Erde Nordlichter sehen kann, wenn die gestorbenen Personen im Himmel tanzen... was für eine schöne Vorstellung, nicht? Es muss ein grossartiges Fest gewesen sein da oben!

 

Das Schlammbuddeln hatte so also doch irgendwie seinen Sinn und Zweck - denn wir wären an dem Kiesplatz sicherlich durch gefahren, wären wir nicht so müde gewesen.

 ©Ufbruchstimmig 

Hier schaffen wir es dann auch endlich: So ein Foto wollten wir hinkriegen von Dodo mit Nordlichtern :-D Wir sind gespannt, ob wir im Süden eines mit den Südlichtern hinkriegen... Wir üben auf jeden Fall noch »Fotografieren by night« - denn das haben wir einfach noch nicht so richtig raus. Google wir unser Freund sein, wenn wir wieder Netz haben. 

 

Das Ende vom Dempster Highway zeigt sich dann für uns leicht regnerisch, aber dazwischen in den schönsten Herbstfarben und so hat auch dieses Wetter hier seinen Reiz. Eine längere Wanderung nehmen wir daher aber keine mehr in Angriff.

 

 

Da der Regen nicht reicht um den ganzen Schlamm vom Auto zu waschen und wir ziemlich ausgeschossen an Lebensmitteln sind, ist unser nächster Stopp Dawson City, die bekannte »goldrush« Stadt - sicher für einen Einkauf und Autowaschen, aber auch für einen Bummel durch den Ort. Dies folgt dann aber erst im nächsten Bericht. Wir sind gespannt, wie sich uns der Rest vom Yukon noch zeigt!