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Carretera Austral Part 3 - bis Villa O'Higgins 6. März bis 14. März

...oder wie wir das "für's Erste" südlichste Stück unserer Reise angehen. Auf dem Weg nach Argentinien verabschiedet sich Chile mit "einem Feuerwerk" von uns.

Wir fahren weiter - ein komisches Gefühl. In Villa Cerro Castillo war unser bisher längster Aufenthalt auf der gesamten Reise. Nirgends sonst, standen wir so lange und wurden Teil eines Projektes, haben Freunde gefunden und uns irgendwie schon etwas zu Hause gefühlt. 

Aber unsere Reise ist noch nicht zu Ende und wir möchten noch mehr sehen von Südamerika! Also muss es weiter gehen.  Wenige Kilometer weiter südlich befindet sich auch schon das nächste Highlight der Carretera Austral: Die berühmten Marmorhöhlen bei Puerto Rio Tranquilo. Kurz vor dem Ort entsteht mal wieder eines der spontanen Overlander Treffen am Strassenrand - wir treffen Maria und Walter, die uns spontan auf einen Kaffee in ihren Iveco einladen. Ein viel längerer Stopp entsteht dadurch, aber wie so oft ist ein Treffen unter Reisenden immer äusserst sympathisch und interessant. Da wir noch einkaufen sollten, müssen wir dann aber mal weiter, aber irgendwo treffen wir uns bestimmt wieder :-).

Da wir von Melina und David (in Kolumbien und Peru getroffen) wissen, dass sie vom Süden her kommen, schreiben wir ihnen vom Ort noch eine Nachricht, wo genau wir uns hinstellen werden für die Nacht. Denn wir sind nicht sicher - vielleicht kommen sie heute noch an, vielleicht auch erst morgen oder übermorgen... Reisende sind nie fix verplant ;-).

Wir stellen uns etwas ausserhalb des Ortes hin an eine kleine Nebenstrasse. Und echt - wisst ihr, ICH habe ein Problem!! Und ich schreibe das jetzt auch auf - viel Spass beim Lesen meines Dilemmas:

Wir hatten ja lange Zeit keine Toilette im Auto und da hat es begonnen. Wenn wir an einem Platz standen, wo ich das Gefühl hatte, dass jemand vorbei kommen könnte, war es immer so: Es kam niemand.... Aber wenn ich hinter den nächsten Busch musste, kam ganz bestimmt irgendwo her ein einsamer Wanderer, andere Reisende, ein Boot auf dem See, ein Fischer, der in den Büschen einen guten Angelspot sucht, das einzige Auto seit Stunden der Strasse entlang gefahren... was auch immer!! Aber man konnte darauf wetten - wenn ich hinter dem Busch war, dann kommt jemand.

Und jetzt, ja - unter anderem genau aus diesem Grund, haben wir ja ein Klo!! Hurra...!! Aber.... halt immer noch ein Auto, welches mässig bis keine Privatsphäre bietet: ungetönte Scheiben rundum, freier Blick ins Innere. Zwar mit schönen Vorhängen bestückt, aber die sind immer irgendwie zugestellt und nicht bereit, um zugezogen zu werden. Deshalb nutzen wir das Klo an abgelegenen Orten auch ohne Vorhänge. Und da wir hier vollkommen alleine zwischen ein paar Büschen stehen - für was soll man da Vorhänge ziehen??

Ihr ahnt es oder?? Kaum sitze ich auf dem Klo - hören wir Motorräder... Sind das...? Melina und David?? Nein, das kann nicht sein - aber schon hupt es und die beiden kommen angebraust. Naa, Volltreffer mal wieder :-P!! Es ist einfach unglaublich!! Aber zum Glück müssen sie ja noch vom Motorrad steigen und Helm ausziehen - und damit bleiben mir wertvolle Sekunden um Hosen hochzuziehen und Klo wegzuräumen :-P. Hahaha!! 

Abgesehen vom ungünstigen Zeitpunkt freuen wir uns natürlich mega, die beiden wiederzusehen. Doch sie sind irgendwie verwirrt... Wieso wir nicht überrascht seien, dass sie hier sind, wollen sie wissen. Wir haben ihnen ja den Standort geschickt, geben wir zurück. Und dann erzählen uns die beiden, dass sie gar keine chilenische Simkarte besitzen und keinen Empfang haben und unsere Nachricht nicht erhalten haben. Aber sie haben im Dorf Maria und Walter getroffen und kurz miteinander gesprochen. Maria und Walter wussten ja von uns, dass wir zwei Motorradfahrer treffen wollten und da die beiden ebenfalls wussten, wo wir für die Nacht stehen wollten, haben sie ihnen den Ort erklärt. So kommt es also, dass Melina und David voll motiviert zu uns rüber fahren und uns damit überraschen wollten, dass sie genau am richtigen Platz auftauchten. Denn abgemacht war nur grob die Region Puerto Rio Tranquilo. Wäre also schon ein Zufall gewesen, den genau gleichen Campspot zu erwischen. ;-) Hätten wir nicht eine Nachricht geschickt, die den Empfänger gar nicht erreichte :-P...

Nun denn - zu viert entscheiden wir uns, dann doch noch zum nahen Camping rüber zu zügeln, damit wir etwas gemütlicher zusammen sitzen können.

Über den Camping können wir auch gleich die Bootstour für morgen buchen - aber ohne Melina und David, denn die beiden müssen nordwärts: Ihr Rückflug in die Schweiz ist bereits gesetzt.

 

Am nächsten Morgen geht es für uns beide - bzw. für alle drei, denn Cita darf auch mit - auf die Bootstour zu den berühmten Marmorhöhlen am Lago General. Die Tour ist grandios!! Abgesehen von den harten Wellen, die wir auf dem Rückweg antreffen und die uns doch etwas in den Rücken fahren, ist die Tour ein atemberaubendes Erlebnis.

 ©Ufbruchstimmig 

Nach dieser super Bootstour fahren wir das Valle Exploradores. Denn hier wissen wir, ist eine der seltenen Wandermöglichkeiten mit Hund. Natürlich nicht die bekannten Wege im Nationalpark. Aber immerhin gibt es an der gegenüberliegenden Talseite einen kurzen Wanderweg, wo man das Gletscherfeld Exploradores ebenfalls sehen sollte. Obwohl es regnet ziehen wir los und wir rechnen damit, nur wolkenverhangene Berge zu sehen. Aber trotz des trüben Wetters erhaschen wir tatsächlich einen Blick auf das gigantische Gletscherfeld. Und das gigantische Eisfeld ist nur ein Ausläufer des gesamten Eisfeldes, welches die Berge hier überzieht. Dennoch - selbst hier, wo das Eis endlos scheint, erinnert ein Schild am Mirador: Auch hier ist der Klimawandel zu spüren... Selbs hier im Süden und in grosser Höhe schwinden die Gletscher...

 

Wir fahren noch bis zum Ende der Strasse des Seitentales - aber das Ende ist gar nicht so hübsch, wie wir uns das vorgestellt haben. Also geht es wieder retour - mit einem Schlafstopp unterwegs. Wieder auf der Carretera Austral zurück ist unser Ziel nun endlich an's Ende dieser Strasse zu kommen. Wir nehmen den Weg nach Villa O'Higgins unter die Räder. Eine kostenlose Fähre führt uns über den Fjord, den man anders nicht passieren kann. Und dann - einige Tage später, sind wir da: Villa O'Higgins - Fin de la Carretera Austral! Am Ende der Strasse, an der wir fast zwei Monate verbracht haben. Eine wundervolle Gegend. Uns so lassen wir es uns auch nicht nehmen, mit Dodo und ganzem Sack und Pack vor dem Schild zu posieren und ein Foto zu schiessen.

(Wer sich wundert: Ja, wir sind noch nicht ganz im Süden von Chile. Aber in Villa O'Higgins endet die Strasse. Entweder muss man über eine das Passstrassen vor Villa O'Higgins nach Argentinien wechseln und die Routa 40 in den Süden nehmen oder man verschifft das Auto mit der Fähre von Caleta Yungay nach Puerto Natales. Die Überfahrt dauert gut 40h durch - wir sprechen vom Hörensagen - gigantische Fjordlandschaften. Da wir aber noch nicht diese Saison Ushuaia erreichen wollen, geht es für uns vorerst nur bis Villa O'Higgins.)

 ©Ufbruchstimmig 

Über einen Abstecher an den Lago Christie und weiter mit einem Umweg über Caleta Tortel, welcher ziemlich ins Wasser fällt, geht es wieder nordwärts. Es regnet ausdauernd und wird langsam echt unangenehm hier im Süden. Auf dem Weg quatschen wir nun endlich mal den roten Pickup Camper an, der uns immer wieder aufgefallen ist auf dem Weg. Ju und Max, ein französisches Pärchen, welches schon weit gereist ist, sind uns mega sympathisch. Wir verquatschen uns mal wieder... Schliesslich in Cochrane treffen wir die beiden wieder und so gibt es hier nun ein Abend in der Pickup Kabine mit Bier und Empanadas. Wir freuen uns schon, die beiden dann mal in Frankreich zu besuchen ;-).

Nachdem wir hier nun endlich auf dem Camping mal wieder eine heisse Dusche geniessen konnten, Wäsche waschen lassen haben im Ort und unsere Essensvorräte aufgestockt haben, geht es nun für uns los Richtung Argentinien. Wir möchten über den Paso Roballo fahren. Denn wir haben von der Familie Hübscher (Steve, die Hilfe bei unserer Bremsen-Reparier-Aktion in Villa Cerro Castillo) den Tipp bekommen, dass hier Pumas unterwegs sind. Und das auch noch in der Nähe vom Visitor Center vom Nationalpark. 

Natürlich dürfen wir mit Cita nicht in den Nationalpark, aber da die Strasse eine Verbindungsstrasse ist, kann man mit Haustier schon durch den Park hindurch fahren. Wir entscheiden uns also, am Morgen früh zum Visitorcenter zu fahren und das Auto mit Cita drinn einfach da abzustellen und kurz zum Punkt zu gehen, den uns die Hübschers genannt haben. Wenn da halt kein Puma ist - dann fahren wir halt ohne Sichtung weiter.

 

Und - was denkt ihr - haben wir Glück?? Tatsächlich sind wir kurz davor aufzugeben... Aber dann... eine Bewegung im Gras. Und tatsächlich ein Puma!! Was für ein Highlight!!! Adi rennt los, um noch der Frau Bescheid zu sagen, die ebenfalls hier oben rum geirrt ist und ausgesehen hat, als würde sie ebenfalls Ausschau halten. Tatsächlich ist das auch so und sie freut sich mega, dass sie den Puma ebenfalls zu Gesicht bekommt. Die Raubkatze gibt sich erstaunlich entspannt, obwohl sie uns drei hinter den Felsen gesehen hat. Sie setzt sich hin auf ihren Beobachtungsposten und schaut die Umgebung an. So können wir sie eine erstaunlich lange Zeit beobachten. Irgendwann verzieht sie sich schliesslich und wir müssen auch los - denn Cita wartet ja. Wir fahren noch am selben Tag über die Grenze auf der Passhöhe um aus dem Nationalpark hinaus zu fahren.

 ©Ufbruchstimmig