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Küste Argentinien bis Buenos Aires 29. März bis 14. April

...oder von unserer Fahrt gegen Norden und wie wir fast einen zweiten Vierbeiner Zuwachs bekommen hätten...

Nach dem grandiosen Naturschauspiel der Orcas am Punta Norte geht es nordwärts - alles entlang der nördlichen Küste Argentiniens.

Nächste Station: die weltweit grösste Kolonie von Felsensittichen. Hier bei El Condor an der Küste vor Viedma werden ca. 35'000 Brutpaare geschätzt. Nicht immer sind gleich viel anzutreffen hier, aber aktuell scheint die berühmte Felswand relativ voll bewohnt für uns. Die Menge an Vögel ist fast nicht zu fassen. Man kann hier per Auto oder auch zu Fuss dem Strand entlang laufen (bei Ebbe) und wir dürfen sogar Cita mitnehmen für den Strandspaziergang. Kein Eintritt wird hier verlangt, der Strand ist frei zugänglich. Das gefällt uns sehr :-).

Nach der Vogelbeobachtung ziehen wir weiter nordwärts - bei Bahia San Blas sind in unserer Reisefibel »iOverlander« super Plätze direkt am Strand verzeichnet, wo wild campen möglich ist. Allerdings vergessen wir eine Tatsache: Es ist langes Osterwochenende!! Gefühlt ganz Argentinien steht hier am Sandstrand, mit Pickup, Wohnwagen, Camper, Zelten und fischen. Wir fahren also an einer unglaublich langen Ansammlung von Camping und Fischer-Installationen vorbei, bis wir zu hinterst und ab vom Trubel noch ein kleines, ruhiges Plätzchen für uns finden, wo wir Cita laufen lassen können ohne grosse Sorge, dass sie dem nächsten Fischer den Fisch aus dem Eimer stiehlt ;-).

 ©Ufbruchstimmig 

Nun geht es etwas weg von der Küste und nach einigen längeren Fahrtagen bleiben wir an einer kleinen Lagune mit netten Picknick Plätzen etwas hängen und geniessen die Ruhe ein paar Tage. So kommt es auch, dass uns Melanie & Murphy tatsächlich nochmals aufholen und wir die beiden wieder sehen. Murphy und Cita - die beiden Hunde scheinen nicht komplett »in love« zu sein miteinander, aber trotzdem sind sie irgendwie etwas vernarrt ineinander. Und Cita vor allem auch in den blauen VW Bus von Melanie - den hat sie anscheinend noch sehr gut in Erinnerung, steigt sofort zu Melanie und Murphy ein und dreht mit ihnen eine Runde um die Lagune. Scheint so, dass nicht nur Landcruiser Mamacita’s Herz erobert haben.

Melanie findet hier unter einem Baum einen kleinen Hundewelpen. Erst denken wir alle, dass das kleine Wesen dem Tode nahe ist. Es hat Wunden am Kopf, die zwar abgeheilt aussehen, aber die kleinen Hündin kann kaum stehen und sieht extrem schwach aus. Natürlich schauen wir uns die kleine an. Aber beim groben Untersuch, so gut als möglich ohne grosses Material, scheint die kleine Hündin gar nicht mal so schlecht zu sein. Regelmässiger Puls und Atmung, zwar abgemagert aber Kreislauf scheint in Ordnung und die Wunden am Kopf sind trocken und in Abheilung.

Also muss erst mal Futter her. Wir haben zum Glück noch Nassfutter im Auto - also wird Hundebrei zubereitet. Wider Erwarten stürzt sich die Kleine darauf, frisst gierig, trinkt und kurze Zeit später sieht das kleine Geschöpf doch gerade viel besser aus. Es tapst umher, bleibt zwar immer etwas auf Abstand - auch wegen unseren Hunden vermutlich. Aber die kleine Dame scheint plötzlich sehr interessiert an uns allen zu sein. Und so kommt es, dass sie uns allen fast das Herz bricht: Diese kleine Hundedame können wir nicht einfach zurück lassen. Aber in ein Tierheim zu bringen - ist das schlauer?? Wo sie hier vielleicht zwar ein Strassenhundeleben führt, dafür aber draussen lebt? Dieser Lagune hier ist am Eingang eine kleine Gemeinde angeschlossen und die Picknickplätze sind rege besucht. Hier wird sie immer mal wieder Essen abstauben und somit wird es ihr hier wohl nicht allzu schlecht ergehen. Aber sie ist noch so klein und die Wunden lassen sie doch hilfsbedürftig aussehen.

Wir fragen die patrouillierende Polizei, was wir tun können - sie meinen, wir sollen sie hier lassen und sie schauen, falls sie länger hier bleiben sollte. Dem trauen wir nicht so ganz, obwohl bei der Polizeistation vorne tatsächlich Hunde liegen. Dennoch versucht Melanie noch Tierheime zu erreichen. Wir fahren los Richtung Bahia Blanca, denn wir müssen mit Cita zum Tierarzt: Impfen ist fällig. Unterwegs versuchen wir ebenfalls noch Tierheime zu finden, aber das ist leider gar nicht einfach in Argentinien. Viele schreiben bereits auf der Homepage dass sie überfüllt sind. Melanie droht uns bereits an, die Kleine einzupacken und zu uns zu bringen, damit wir sie mitnehmen sollen;-) Aber ein Zweithund in Dodo?? Das ist doch sehr eng... Auch wenn die Kleine mega süss war...!

Aber dann kommt die erlösende Nachricht von Melanie: Sie hat eine Spaziergängerin mit Hund angequatscht und nochmals gefragt, ob es nicht irgendjemand gibt, der nach Strassenhunden schaut. Denn diese Kleine könnte schon etwas Unterstützung brauchen für den Start ins Hundeleben. Und tatsächlich: Die Frau bejaht!! Ja, sie weiss, wer hier helfen kann und sie kann die kleine Hündin mitnehmen! Wie gut!! Melanie’s Verlust ist ein Halsband und Leine von Murphy, damit die Frau die kleine Hündin mitnehmen kann. Und so können wir nun alle beruhigt weiter reisen und hoffen ganz fest für die Kleine, dass sie eine Familie findet und ihre Nase noch weiterhin gut abheilt.

 ©Ufbruchstimmig 

In Bahia Blanca gibt es für uns mal wieder »City Parking«. Dafür aber eine grandiose Pizza - vermutlich die beste der ganzen Reise. Die Küste ist hier nicht mehr allzu sehenswert, wir fahren relativ direkt nordwärts ohne grosse Sehenswürdigkeits-Stopps. Ab Mar del Plata gilt die Küste als Badeort von ganz Argentinien und so ist die Küste zugebaut mit grossen Städten und Hotelanlagen. An den Stränden stehen unzählige aufgereihte Sonnenschirme, die aktuell, da Nebensaison ist, alle verlassen da stehen. Bei Mar del Plata halten wir dennoch kurz an und besuchen die grosse Seelöwenkolonie, die im Hafen der Stadt lebt. Dies erinnert uns etwas zurück an den Highway 1 von Kalifornien. Auch das gesamte Ambiente ist ähnlich - wenig südamerikanisch, sehr modern und »hipp«. Es gibt auch hübsche, kleinere Orte, wie Mar de las Pampas, wo wir auf dem Strandparkplatz eine Nacht einlegen. Denn das Örtchen ist sehr bekannt und hier gönnen wir uns ein kleiner »Ferienstopp«, Kaffee trinken, durch die Läden streunen und gönnen uns auch ein teures Morgenessen in der Bäckerei mit gutem Sauerteigbrot. Touri-like pur. ;-) Die kleineren Orte erinnern fasst ein bisschen an südeuropäische Mittelmeerörtchen - unter Pinien und irgendwie idyllisch. Aber vermutlich vor allem, weil Nebensaison ist. In der Hauptsaison ist es hier wohl ziemlich voll.

Immer nordwärts geht es für uns -und vor der urbanen Region von Buenos Aires finden wir sogar noch einen einsamen Dünenstrand. Cita geniesst solche Strandstellplätze ganz besonders. Nach diesem einsamen Strand geht es nach Castelli, wo wir den Papierkram für die Uruguay Grenze regeln. Denn für Uruguay braucht es einen Bluttest auf Leishmaniose. Nur geimpfte Hunde oder negativ getestete dürfen nach Uruguay einreisen. Unter einem Schreikrampf kann der lokale Tierarzt hier eine Blutprobe gewinnen und da es zwei, drei Tage gehen soll bis zum Resultat, stellen wir uns auf den kostenlosen »Camping municipal«. Bereits in Chile haben wir die ersten gefunden und auch hier in Argentinien sind diese nicht selten aufzufinden. Es sind Campgrounds von den Gemeinden finanziert und die oft kostenlos oder zu günstigen Preisen genutzt werden können. Hier sind die Sanitäranlagen zwar in die Jahre gekommen, doch sind Bauarbeiten im Gange. Wasser uns Spülbecken sind aber verfügbar und wir sind absolut glücklich dieses Angebot hier nutzen zu dürfen. Wir stehen hier neben zwei brasilianischen Campern - ein Paar spricht etwas Deutsch. Somit verbringen wir hier lustige Tage mit den Vieren, Spaziergänge durch den Ort inkl. Tipps über Essen und Kulturunterschiede von Argentinien zu Brasilien. Drei Tage später haben wir das Testresultat von Cita (negativ - also alles palleti für die Grenze!!), gehen beim Tierarzt vorbei, bezahlen das Labor und los geht es.

 ©Ufbruchstimmig 

Wir fahren nach Buenos Aires. Eigentlich wollten wir uns die Stadt erstmal noch ersparen, aber da einige Reisende gerade zurück nach Europa verschiffen und sich hier für ein kleines Overlander Treffen in einer Bar treffen, fahren wir rein und legen ein paar Nächte Stadtparking ein. Tatsächlich gibt es in dieser Grosstadt noch Parkanlagen, wo man relativ ruhig für die Nacht stehen kann als Camper. Durch die Tage sind wir mit Uber unterwegs und schauen die Stadt an.

Bei der Einfahrt in die Stadt bekommen wir allerdings aber noch ein »kleines Geschenk«. An einer Ampel sehe ich im Rückspiegel einen Mann aus dem Auto hinter uns aussteigen. Ich schaue ihm zu, wie er auf unser Auto zuläuft und überlege: Ist er jetzt wirklich so frech und kommt Cita streicheln, die den Kopf aus dem Fenster hält??! Er bückt sich und läuft zum Strassenrand... Hää??
Adi denkt weiter: Er fragt mich sofort: »Hat der jetzt was unter unser Auto gelegt?« Ich schaue raus und tatsächlich!! Da steht ein Deckel von einem Kaffee-to-go Becher und darin eingesteckt ist ein Hohlnagel. Würden wir jetzt losfahren, hätten wir innert Sekunden einen platten Reifen. Wir kennen diese Masche von Chile: Die Idee ist, dass Reisende so gestoppt werden, gestresst durch das »liegen bleiben« mitten in einer Stadt sollen sie abgelenkt werden. »Helfende« Hände kommen dann sogleich, bieten Hilfe an, wollen teilweise überteuerte Reifen oder Reparaturen verkaufen. Oder es wird schlicht und einfach abgelenkt und nebenbei Wertsachen aus dem Auto geklaut.

Nun - wir haben alles gesehen und sind schlauer. Ich steige aus, nehme den Deckel weg und die Fahrt kann unbehindert weiter gehen. Der Kerl am Strassenrand schaut schon etwas verdutzt und merkt auch, dass wir genau gesehen haben, dass er es war. Aber dummerweise habe ich nicht daran gedacht: Schlau wäre gewesen, noch ein Foto zu machen. Von ihm oder vor allem auch von der Autonummer des Autos hinter uns... Aber keine Ahnung wie die Registrierung in Argentinien läuft, ob Halter hinterlegt sind und eine Anzeige ist vermutlich auch sehr schwierig ohne direkten Beweis mit Foto oder Zeugen. Nun denn, sie sind ungeschoren davon gekommen. Aber wir zum Glück auch und die Warnung in unserem ReiseApp haben wir natürlich platziert um andere Reisende vorzuwarnen. Ansonsten überrascht uns Buenos Aires positiv und die Stadt gefällt uns erstaunlich gut. Tango, Musik und Strassenkünstler sind allgegenwärtig. Man findet gute Restaurants und durch die Treffen mit all den Reisenden haben wir hier sehr unterhaltsame Abende.

Obwohl es von Buenos Aires eine Fähre rüber nach Uruguay gibt, entscheiden wir uns den Umweg über die Strassen in Kauf zu nehmen. Es ist einfach mega teuer mit dem Schiff und Hunde müssen auch in eine Hundebox, die wir immer noch nicht haben.

Also geht es nach dem Stadtaufenthalt nach Gualeguaychu. Hier müssen wir Cita’s Papiere beenden... Müssten... Denn wir Esel haben nicht auf die Zeit und den Tag geachtet. Es ist Freitag und das SENASA Büro hat gerade eben erst geschlossen. Bis Montag.... Also wissen wir, wo wir das Wochenende verbringen. Das Ort ist zum Glück noch überraschend hübsch, inkl. Promenade und einigen Restaurants. Durch unsere Wartezeit bekommen wir auch noch überraschend Besuch. Yannick und Sonja mit Lima gesellen sich zu uns. Sie sind auf dem Weg Richtung Montevideo für die Rückverschiffung nach Europa. So gibt es zwischen Mamacita und Lima nochmals ein freudiges Wiedersehen.

 

Am Montag können wir dann endlich den Papierkram beenden und über die Grenze nach Uruguay einreisen. Von Yannick und Sonja verabschieden wir uns, da wir eine leicht andere Route fahren als sie. Denn wir sind ja eigentlich hier gelandet um Franzi und Kai mit dem Roadfuxx und Bonnie nochmals zu treffen bevor sie nach Europa verschiffen. Aber die Welt ist ja bekanntlich klein unter Reisenden und aktuell sind so viele rund um Buenos Aires und Montevideo.

 ©Ufbruchstimmig