Heute rufen uns die Berge. Schliesslich sind wir seit Tagen in den Rocky Mountains unterwegs, aber entlang des Icefields Parkways sieht man zwar ringsum die riesigen Rockies, aber ganz nach oben kommt man nicht, da kaum mal eine Strasse weg vom grossen Highway führt.
Beim Mount Edith Cavell ist dies aber möglich. Die Strasse führt vom Highway 93A (Nebenstrasse vom Icefields Parkway) nach oben in die Rockies. Bei der Verzweigung steht ein grosses Warnschild: keine Wohnmobile, keine Trailers und keine Fahrzeuge über 7m Länge sollten die Bergstrasse fahren. Daneben ist ein grosser Parkplatz zu finden, wo man den Trailer hinstellen kann, wenn man einen dabei hat.
Wir mit unserem Ford Transit machen uns Sorgen, ob wir da wohl hoch kommen. Einerseits weil er nicht gerade ein Turbomotor unter der Haube hat und andererseits, weil wir auch etwas über 6m Länge haben. Schliesslich entscheiden wir uns aber, es einfach zu versuchen - wir sind ja Bergstrassen von der Schweiz her gewohnt.
Als wir oben ankommen, haben wir einen halben Lachkrampf. Die Strasse war für das, was wir in Kanada bisher gefahren sind, schon kurvig und steil, aber wer Schweizer Bergstrassen kennt, kommt diese schöne, breite Asphaltstrasse ohne Probleme hoch. Mit unseren "6m plus" war es auf jeden Fall absolut kein Problem. Aber Kanadier haben hier mit ihren geraden, rechtwinkligen Highways einfach andere Massstäbe ;-).
Wir laufen zuerst zum Gletscherseeli direkt
unterhalb vom Mount Edith Cavell. Leider sind heute viele Wanderwege wegen Lawinengefahr geschlossen, somit können wir nicht die geplante Rundwanderung starten. Da es aber beim Gletscherseeli
viele Leute hat, machen wir uns trotzdem auf den Weg etwas weg vom Trubel. Wie überall ist es so, dass die Menge an Leute sehr rasant abnimmt mit jedem Meter, der sich weiter vom Parkplatz
entfernt.
Der erste Kilometer vom Wanderweg ist offen und wir laufen soweit es geht. Auf dem Weg kreuzen wir zwei Murmeltiere, die zusammen spielen und uns dabei fast über die Schuhe laufen. Sie kennen
keine Scheu! Auch einen Pfeifhasen entdecken wir, der sich aber einiges misstrauischer zeigt und schnell wieder verschwindet. Schliesslich kommen wir zur Absperrung und so machen wir es uns dann
auf den Felsen neben dem
Weg gemütlich um unser Zmittag zu essen. Hier oben hat es im Gegensatz zum Gletscherseeli fast keine Touristen mehr.
Wir sitzen noch nicht lange auf den Felsen und uns wird klar, dass die Lawinengefahr nicht erfunden ist. Gegenüber kommt von der Felswand immer wieder mal eine Lawine runter, mal kleinere aber dazwischen auch wirklich grosse, die es fast bis zum Gletscherseeli runter schaffen. Die Schneemassen sind von unserem sicheren Felsen aus gesehen wirklich beeindruckend! Nach einigen Versuchen, die Lawinen auf Video festzuhalten und nach einem Powernap in der Sonne, machen wir uns dann wieder auf den Rückweg.
Auf der Rückfahrt zum Campground legen wir einen Stopp beim Honeymoon Lake
ein, welcher in unserer App ebenfalls als sehenswert angegeben wird. Der See ist wirklich super schön - ein Campground könnte man hier ebenfalls finden, aber wir sind ja noch versorgt ;-). Die
Stimmung mit der Abendsonne zaubert schöne Spiegelbilder ins Wasser und wir geniessen es hier noch etwas auf einem Bänkli zu sitzen. Dann statten uns aber wieder mal die netten Moskitos
einen Besuch ab und so fahren wir zurück zu unserem Campground. Wir haben es nach diesem doch recht warmen Tag nun nötig, mal wieder unsere Outdoor-Selfmade-Pfannen-Dusche zu benützen. Denn was
der Nachteil an den kleineren, sehr gemütlichen Campgrounds ist: Man findet hier kein fliessend Wasser. Denn was die Kanadier unter einem Camper oder Trailer verstehen, ist mindestens doppelt so
gross wie unser Ford und besitzt natürlich Dusche und alles was das Herz begehrt.
So quatschen uns auch unsere Nachbarn an und wollen wissen, ob der Bus wirklich ein Camper sei und ob sie nicht mal einen Blick ins Innere werfen dürfen. Natürlich dürfen sie und sie sind
erstaunt, was alles in so einem "Fördli" Platz findet. Wie auch in den Distanzen haben die Kanadier bei Campern andere Grössenverhältnisse als wir :-P. Wir erzählen ihnen, dass wir zu Hause in
der Schweiz einen etwa halb so grossen "Camper" (unseren René ;-)) haben und sie haben es uns, glaube ich, bis heute nicht geglaubt, dass wir wirklich darin campen...
©Ufbruchstimmig